Wenn man in eine neue Stadt und in ein neues Land zieht, nachdem man sich um die Arbeitssuche gekümmert hat, sollte man sich nach einer Bleibe umsehen. Das war für mich nicht schwierig, weil die Firma, die mich eingestellt hat, mir dabei sehr geholfen hat.
Die möblierte Wohnung, in die ich eingezogen bin, übertraf bei weitem meine Erwartungen. Sie wurde 2008 erbaut und ist sehr bequem und modern eingerichtet. Es handelt sich um eine sogenannte „kawalerka“, das heißt eine Wohnung, die für eine Person gedacht ist - für einen „kawaler“, einen Junggesellen. Das Angebot an solchen Wohnungen ist in München sehr knapp, in Krakau stehen sie hingegen in relativ großer Anzahl zur Verfügung.
Die Wohnung befindet sich in einem Komplex von Mehrfamilienhäusern, in dem einige Hunderte Menschen wohnen. Der Komplex ist komplett umzäunt und wird rund um die Uhr von Wächtern und Kameras überwacht. Die Tür meiner Wohnung ist mit einem Vier-Riegel-Schloss ausgestattet, sie kann mit vier Umdrehungen versperrt werden. Anscheinend haben die Leute viel Angst vor Überfällen in Wohnungen, aber die Diebstahlstatistiken sehen in Krakau nicht viel schlimmer aus als in anderen Orten. In dem Viertel, wo ich wohne, soll es allerdings schon Diebstähle gegeben haben.
Die Mietkosten sind nicht zu hoch, und die Wohnung ist ziemlich ruhig. Die Nachbarn sind nicht besonders kontaktfreudig - viele grüßen kaum. Es ist ein anonymes Wohngebiet für neu Zugezogene – Krakau wächst eben sehr schnell und ist inzwischen die zweitgrößte Stadt in Polen geworden, nachdem Lodz überholt wurde. Die größte Stadt ist immer noch die Hauptstadt, Warszawa.
Das ist ein ganz anderes Bild als das, was in älteren polnischen Filmen dargestellt wird, in denen sich die Leute sehr gerne in die Angelegenheiten der Nachbarn einmischen.
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