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Sonntag, 27. April 2014

The Witcher



Noch eine andere Methode, um eine Fremdsprache zu üben, ist es, Videospiele zu spielen. Rollenspiele sind für diesen Zweck am geeignetsten, weil sie viele Dialoge mit Untertiteln enthalten. Die Konversationen können sehr komplex sein, ansonsten sind sie aber linear und müssen eindeutig sein, anders als in Filmen. Der Spieler muss eben in die Lage versetzt werden, entsprechende Entscheidungen zu treffen, die den Spielverlauf beeinflussen werden.

Eines der besten Rollenspielen auf dem Markt heutzutage ist „The Witcher II“, das von der Warschauer Firma „CD Project RED“ entwickelt wurde. Es muss erwähnt werden, dass diese Firma auch für das Projekt GOG (Good Old Games) verantwortlich ist, dem wir verdanken können, dass wir ältere Spiele auf neuen Rechnern spielen können. Die Firma ist aber eher für die Spiele „Witcher“ und „Witcher II“ bekannt.  Zwei Millionen Kopien des Spiels „The Witcher II“ wurden weltweit verkauft, zum Vergleich wurde „Skyrim“, das erfolgreichste aber nicht unbedingt das beste Spiel aus dem Genre, 20 Millionen mal verkauft.

The Witcher (Wiedźmin auf Polnisch) ist ziemlich kultig in Polen. Die erste Geschichten bezüglich die Witcher wurden erstmals in 1986 in einer Zeitschrift veröffentlicht. Inzwischen gibt es mehrere Bücher, Filme, Comics und Spiele,  die die Geschichte des Haupthelden Geralt von Riva erzählen.

Die Welt der Witcher lehnt sich ans mittelalterliche Polen an, ansonsten wissen wir nicht, wo es sich befindet. Sie ist dünn bevölkert, die Straßen sind unsicher und überall lauern gefährliche Monster aus der slawischen Mythologie, wie z.B. kikimori und utopci, die häufig Menschen überfallen. Die Aufgabe der Witcher ist es, eben diese Monster zu bekämpfen : Sie werden schon als Kinder dafür auserwählt, dann werden sie bestimmten Mutationen unterzogen, während deren sich ihr Körper verstärkt, sich ihre kämpferische und magische Fähigkeiten verbessern, aber es zu Nebeneffekten wie Unfruchtbarkeit und weiße Haare kommt. Die Bücher und die Filme erzählen die Geschichte vom besten Witcher, Gerald, der zuerst die ihm zugewiesenen Aufgaben ohne Fragen ausführt, versteht aber endlich, dass die Menschen die echten Monster sind und nicht darum herumkommen kann, trotz seinem Eid eine Seite in den zwischenmenschlichen Konflikten zu ergreifen.

Die Handlung des Spiels schließt unmittelbar ans Ende der Bücher und Filme an. So darf der Spieler entscheiden, auf welcher Seite er kämpfen möchte bzw. ob er neutral bleibt. Die meiste Zeit ist der Witcher damit beschäftigt, Monster und Feinde zu bekämpfen, mich interessiert aber mehr die Geschichte. Aus diesem Grund spiele ich nicht selber, dafür hätte ich auch keine Zeit, sondern schaue ich mir sogenannte „Let’s play videos“ auf Youtube an, in denen ein kompletter Durchlauf des Spiels aufgezeichnet wurde.  Das macht mir mehr Spaß als das Anschauen eines Films, und gleichzeitig lerne ich mehr über eins der beliebtesten Spiele in Polen.

Bislang habe ich mir den Durchlauf von „The Witcher“ fast bis zum Ende angeschaut, und ich habe vor, mir ihn bis zum Ende anzuschauen und dann mit „The Witcher II“ anzufangen. Ich freue mich schon auf „The Witcher III“, das zum besten RPG-Spiel auf dem Markt werden könnte.

Sonntag, 20. April 2014

In Polen herumfahren



Wenn man auswandert, gehört zu den Dingen, um die man sich kümmern muss, auch das eigene Auto. Kurz vor Beginn meines Arbeitsverhältnisses in Polen fuhr ich mit dem eigenen Auto dorthin. Das war günstig, weil ich auf diese Weise mehrere Sachen in meine neue Wohnung mitbringen konnte. Die Fahrt war problemlos, weil es mittlerweile eine Autobahn gibt, die direkt von der deutsch-polnischen Grenze nach Krakau führt.

Als ich nach Deutschland zurückkam, meldete ich mich ab, was hieß, dass ich mein Auto entweder verkaufen oder in Polen anmelden musste. Ich entschied mich für den Verkauf, weil eine Ummeldung sehr kompliziert aussah und ich das Auto eigentlich ziemlich selten nutze. Ich kehrte nach Polen mit dem Bus zurück.

Ich bereue den Verkauf nicht. Ein Auto hat sehr hohe Fixkosten, und ich würde es jetzt kaum brauchen, weil ich sowieso sehr häufig auf Dienstreisen bin. Zur Arbeit brauche ich 20 bis 30 Minuten zu Fuß. Wenn ich sonst irgendwohin in die Stadt möchte, nehme ich ein Taxi, sie sind hier relativ billig. Oder ich fahre, wenn ich es nicht eilig habe, mit öffentlichen Verkehrsmitteln.

Ich hatte vor, auch zur Besichtigung anderer Städte innerhalb Polens den Bus zu nehmen. Das ist aber nicht so einfach, wie ich mir das vorstellte. Seitdem der Fernbusverkehr in Polen privatisiert worden ist, sind sehr viele kleine Busgesellschaften entstanden. Leider streben sie nach maximalem Gewinn und können nicht einmal bei Reservierung einen Sitzplatz garantieren. An einem Sonntag kehrte ich gerade in einem vollen Bus von Bielsko Biala zurück, als ich bemerkte, dass der Bus an mehreren Haltestellen überhaupt nicht hielt, obwohl Leute dort warteten und verzweifelt winkten. Das war eben die letzte Fahrt des Tages!
Übrigens verspäten sich die Fernbusse häufig um eine Stunde oder länger, was besonders im Winter sehr  unangenehm ist.

Im November mietete ich für drei Tage ein Auto. Ich fuhr nach Rzeszów, Przemysł, Lublin und dann zurück nach Krakow. Im Ostpolen herumzufahren war angenehm, weil die Straßen in akzeptablem Zustand waren und es relativ wenig Verkehr gab. Nachts muss man aber aufpassen, besonders in Dörfern, weil es wenig Straßenbeleuchtung gibt.  Geräte zur Geschwindigkeitsüberwachung findet man oft, aber zum Glück wurde ich von meinem Navigationsgerät frühzeitig gewarnt. Mir wurde das Auto zu meiner Wohnung gebracht und nach meiner Rückkehr wurde es von dort abgeholt.

Ich muss noch den Zug probieren, was wahrscheinlicher bequemer sein wird. Leider kann man mit der Eisenbahn nicht so leicht alle Ortschaften erreichen. Zum Glück gibt es auch andere Möglichkeiten, die ich probieren werde: Carsharing und Mitfahrzentralen.

Montag, 14. April 2014

Supermemo und Spaced Repetition


Wenn man sich eine Fremdsprache aneignen möchte, wird man normalerweise die meiste Zeit mit Lernen von neuen Vokabeln verbringen. Ich kenne übrigens keine andere Tätigkeit, die so hohe Anforderungen ans Gedächtnis stellt. Wenn man mit Erfolg eine Sprache lernen möchte, ist es wichtig, eine Methode zu finden, die neuen Informationen langfristig im Kopf zu behalten.

Ich setzte die Methode der Spaced Repetition bereits ein, als sie noch nicht besonders verbreitet war. Sie erfordert die Erstellung von Flashcards, auf denen sich Fragen und Antworten befinden, die das zu erlernende Wissen zusammenfassen sollten (z.B. gelb --> yellow). Das Programm stellt dann die Fragen und passt sein künftiges Verhalten abhängig von den Antworten an die individuellen Anforderungen des Benutzers an. Eine falsch beantwortete Frage wird es kurz danach wieder stellen, eine richtig beantwortete Frage wird es erst dann stellen, wenn die Wahrscheinlichkeit gestiegen ist, dass der Benutzer die jeweilige Information wieder vergessen hat.

Seit ungefähr zehn Jahren verwende ich das Programm „Supermemo“. Es wurde von den polnischen Forschern Piotr Wozniak und Edward Jacek entworfen, die die erste papier- und bleistift-basierte Version 1985 realisierten. Interessanterweise habe ich Supermemo vorwiegend eingesetzt, um Polnisch zu lernen. Ich habe es auch für Russisch verwendet, aber bei anderen Fächern war ich weniger erfolgreich. Bei Sprachen, die ich schon kannte, hat es mir kaum geholfen, und zum Vertiefen von IT-Wissen war es unbrauchbar, weil in diesem Feld nur die Praxis zählt.

Mittlerweile enthält meine Datenbank der polnischen Sprache mehr als 8000 Wörter. Da sie nicht alle Wörter enthält, die ich kenne, ist mein passiver Wortschatz nicht weit von der 10000-Wörter Grenze. Fast jeden Tag übe ich mit Supermemo. Leider funktioniert meine Version nur unter Windows: Meine Versuche, die Datenbank zur mobilen Version zu portieren, waren nicht erfolgreich.

Inzwischen existiert Supermemo auch als Firma, die Datenbänke für das Programm und vollständige Sprachkurse verkauft. Ihren Stand habe ich bei der Büchermesse in Kraków im November des letzten Jahres besucht. Übrigens existieren jetzt vergleichbare Programme, zum Beispiel Anki, das gerade am beliebtesten ist, vor allem die mobile Version.

Allerdings bin ich jetzt nicht mehr sicher, ob Spaced Repetition die beste Methode zum Erlernen von Vokabeln ist. Am besten kann man Wörter behalten, wenn man sie mit bestimmten Ereignissen oder Gefühlen assoziieren kann.



Donnerstag, 10. April 2014

My job has gone to Poland ...



Offshoring wird von vielen gemacht, aber die wenigsten sprechen offen darüber. Es handelt sich darum, Jobs und Tätigkeiten in sogenannte Billiglohnländer zu verlagern. Offshoring ist sehr verbreitet in der IT-Branche, aber normalerweise wird der Begriff in Verbindung mit Indien oder China gebracht. Diese Form der Verlagerung wird unter anderem in dem Buch von US-Autor Chad Fowler “My job went to India, and all I got was this lousy book” beschrieben.

In Europa wird häufig eher „Nearshoring“ eingesetzt, das heißt die Verlagerung von Tätigkeiten in geographisch und kulturell nähere Länder. In Deutschland ist damit meistens Osteuropa gemeint. Tatsächlich habe ich während meiner Zeit in Deutschland erlebt, dass manche Programmieraufgaben nach Rumänien und Ungarn ausgelagert wurden, bis ich in 2011 schließlich erleben musste, dass mein Job nach Polen verlagert wurde.

Die Firma Pentasys, bei der ich angestellt war, hatte für einen Kunden in der Automobilbranche eine Anwendung zur Konfiguration von Fahrzeugen entwickelt. Das Projekt war bereits in die Wartungsphase gekommen, und es war zu erwarten, dass sich unsere Firma um die Wartung kümmern würde. Doch unser Kunde entschied sich für einen Wartungsvertrag mit einer IT-Firma in Wrocław, mit der er schon in Kontakt war. Ich glaube nicht, dass der Kunde damals die beste Entscheidung traf. Berufliche Konsequenzen hatte das für mich nicht, ich kam sehr schnell in ein besseres Projekt. Trotzdem brachte mich diese Erfahrung zu bestimmten Überlegungen.

 Ich bin davon überzeugt, dass Offshoring, wie auch die Realisierung beliebiger IT-Projekte, am effektivsten ist, wenn sowohl die Entwicklung als auch die Wartung von der gleichen Firma ausgeführt werden. Manche geringschätzen die Wartung von Legacy Code, aber sie ist tatsächlich eine sehr komplexe Tätigkeit, um die sich irgendwann fast jeder Entwickler kümmern muss. Ich nahm mir dann vor, nach einem Job in der Offshoring-Welt zu suchen, wo aber Entwicklung und Wartung unter einem Dach sein sollten. Zum Glück ist dies die Situation, die ich bei Comarch vorfand.

Mit großer Wahrscheinlichkeit wird sich Offshoring noch weiter ausbreiten. Selbst in Italien hat es ein für mich überraschendes Ausmaß erreicht, wie ich feststellen konnte, da ich jetzt häufiger in diesem Land bin. Tatsächlich scheint es oft die einzige Möglichkeit zu sein, Produkte, die es der Firma erlauben, wettbewerbsfähig zu bleiben, in einem vernünftigen Zeitraum auf den Markt zu bringen.



Samstag, 5. April 2014

Musik, die ich gerne höre

Gosia Andrzejewicz in Konzert

Man kann eine Fremdsprache auf unterhaltsame Weise üben, indem man Musik hört und dabei die Songtexte liest. Das ist nicht unbedingt die effizienteste Methode, es kann aber sehr motivierend wirken.

Seit einigen Jahren führe ich einen Blog, in dem ich meine liebsten Musikvideos sammele, die in den von mir gelernten Sprachen gesungen werden. Selbstverständlich führe ich auch einen über polnische Musik, und das ist die Adresse: http://polishlyrics.blogspot.com

Ähnliche Blogs schreibe ich auch über russische, französische und osteuropäische Musik. Ich füge den Videos auch gerne mit dem Amara-Service Untertitel hinzu, sodass man gleichzeitig das Video sehen und den Text lesen kann.

Man kann nicht übersehen, dass ich bei weitem weibliche Stimmen bevorzuge – ein männlicher Singer muss entweder sehr originell oder sehr sympathisch sein, um mir aufzufallen, und solche kenne ich in Polen nicht. Ich konnte mich übrigens früher für polnische Musik überhaupt nicht begeistern – ich hörte ein bisschen Disco Polo, aber heute schäme ich mich dafür.

Die allererste Sängerin, die mich begeistern konnte, ist Gosia Andrzejewicz gewesen, die auch heute noch meine Lieblingssängerin ist. Leider singt sie jetzt nur noch wenig auf Polnisch, weil sie eine internationale Karriere angefangen hat. Den Trend zum Englischen ist auch in Polen zu beobachten, obwohl er noch nicht ein alarmierendes Ausmaß erreicht hat. Ich kenne nur eine Sängerin, die grundsätzlich auf Englisch singt: Natalia Lesz. Zum Glück gibt es immer noch welche, die nur auf Polnisch singen und eine angenehme Stimme haben: zum Beispiel Ewa Farna, Ewelina Lisowska, Sylwia Grzeszczak, Sasha Strunin, Alexandra, Ania Wiszkoni oder Ania Dabrowska.

Donnerstag, 3. April 2014

Wo ich wohne



Wenn man in eine neue Stadt und in ein neues Land zieht, nachdem man sich um die Arbeitssuche gekümmert hat, sollte man sich nach einer Bleibe umsehen. Das war für mich nicht schwierig, weil die Firma, die mich eingestellt hat, mir dabei sehr geholfen hat.

Die möblierte Wohnung, in die ich eingezogen bin, übertraf bei weitem meine Erwartungen. Sie wurde 2008 erbaut und ist sehr bequem und modern eingerichtet. Es handelt sich um eine sogenannte „kawalerka“, das heißt eine Wohnung, die für eine Person gedacht ist - für einen „kawaler“, einen Junggesellen. Das Angebot an solchen Wohnungen ist in München sehr knapp, in Krakau stehen sie hingegen in relativ großer Anzahl zur Verfügung.

Die Wohnung befindet sich in einem Komplex von Mehrfamilienhäusern, in dem einige Hunderte Menschen wohnen. Der Komplex ist komplett umzäunt und wird rund um die Uhr von Wächtern und Kameras überwacht. Die Tür meiner Wohnung ist mit einem Vier-Riegel-Schloss ausgestattet, sie kann mit vier Umdrehungen versperrt werden. Anscheinend haben die Leute viel Angst vor Überfällen in Wohnungen, aber die Diebstahlstatistiken sehen in Krakau nicht viel schlimmer aus als in anderen Orten. In dem Viertel, wo ich wohne, soll es allerdings schon Diebstähle gegeben haben.

Die Mietkosten sind nicht zu hoch, und die Wohnung ist ziemlich ruhig. Die Nachbarn sind nicht besonders kontaktfreudig - viele grüßen kaum. Es ist ein anonymes Wohngebiet für neu Zugezogene – Krakau wächst eben sehr schnell und ist inzwischen die zweitgrößte Stadt in Polen geworden, nachdem Lodz überholt wurde. Die größte Stadt ist immer noch die Hauptstadt, Warszawa.

Das ist ein ganz anderes Bild als das, was in älteren polnischen Filmen dargestellt wird, in denen sich die Leute sehr gerne in die Angelegenheiten der Nachbarn einmischen.