Ich habe gerade das Buch "Viva Polonia" von Steffen Möller gelesen, der sich als einen "deutschen Gastarbeiter in Polen" betrachtet. Ich bin gegenüber diesem Buch immer skeptisch gewesen, weil ich schon einige Teile im Polnischkurs gelesen hatte und mir seine Meinungen über die polnische Sprache nicht gefallen haben. Er vergleicht Polnisch mit anderen Sprachen wie Englisch und Italienisch. Meiner Meinung nach wäre ein Vergleich mit anderen osteuropäischen Sprachen viel sinnvoller.
Das Buch ist aber interessant und es lohnt sich, es zu lesen. Der Autor empfindet Hassliebe für Polen. In diesem Land hat er aber seine Berufung gefunden und ist zu einem bekannten Schauspieler und Komödianten geworden. Alle erkennen ihn, wenn er unterwegs ist. Daher lernt er interessante Leute kennen, wie zum Beispiel einen ehemaligen deutschen Soldaten, der während des zweiten Weltkriegs desertierte, und nie nach Deutschland zurückgekehrt ist, weil er sich für seinen Verrat schämte.
Ich kann viele von seinen Äußerungen nachvollziehen. Wie ich auch, versteht der Autor den polnischen Humor nicht und findet, dass die Polen wenig kommunikativ und pessimistich sind und viel jammern - und das kommt von einem Deutschen ! Es gibt viele interessante Bemerkungen, wie zum Beispel, dass es in Polen sehr früh dunkel wird, weil das Land sich in der gleichen Zeitzone wie Spanien befindet, oder dass die Polen sehr gerne Kosenamen verwenden. Deswegen ist ein Besuch beim Zahnarzt nicht so schrecklich, weil dort nur das Karieslein auf dem Zahnlein geheilt wird.
Mit anderen Äußerungen bin ich nicht unbedingt einverstanden. Abgesehen von den Beschwerden über die Sprache (die eigentlich nicht schwieriger als viele andere Sprachen ist) hat mich die Meinung insbesonders verblüfft, dass die Polen.... die Italiener Nordeuropas sind, weil sie nicht die gleichen Ängste und Bessesenheiten der Deutschen teilen. Aus den gleichen Gründen könnte man behaupten, dass Inder, Griechen und Morokkaner auch Italiener sind. Ich bin aber der Meinung, dass die Polen und Deutschen sich sehr ähneln. Sie sind übrigens auf die gleiche Art von Regelungen besessen. Möglicherweise würden viele Deutschen und Polen diese Meinung nicht teilen.
Am nützlichsten in dem Buch sind höchstwahrscheinlich die praktischen Tips. Man sollte schon wissen, dass das Dreieck für die Herrentoilette und der Kreis für die Damentoilette steht - und niemand weiß warum. Die angenehmsten Teile des Buches sind aber die Beschreibungen einiger Alltagssituationen in Polen - wie zum Beispiel Kirchenbesuche, Zugfahrten und Arbeitssituationen, währenddessen praktisch ohne Unterbrechung Witze erzählt werden.
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