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Samstag, 25. Juli 2015

Eine neue Sprache lernen

Die Flagge Kroatiens, wie von einigen Polen gesehen wird...

Ich kann sieben Sprachen sprechen, abgesehen von Esperanto: Italienisch, Deutsch, English, Polnisch, Französisch, Russisch, Spanisch - in der Reihenfolge, wie gut ich sie beherrsche. So behaupte ich es wenigstens. In der Tat gibt es noch viel, was ich in jeder dieser Sprachen noch lernen könnte. Seit langem möchte ich trotzdem mit dem Lernen einer weiteren Sprache anfangen. Ich wusste aber nicht, welche.

Bevor ich ernsthaft mit dem Lernen einer Sprache beginne, muss ich davon überzeugt sein, dass mir das Land, in dem sie gesprochen wird, einigermaßen gefällt. Es sollte auch nicht so schwierig sein, interessantes Material in der jeweiligen Sprache finden zu können. Es ist wichtig, dass es Bücher, Comics, Lieder und Filme in meiner Zielsprache gibt, die mich ansprechen.

Wie ich schon mehrmals geschrieben habe, interessiere ich mich seit langem für die polnische Sprache. Am Anfang konnte ich kein interessantes Material auf Polnisch finden. Jetzt lese ich aber in dieser Sprache Comics und Bücher, höre Musik, schaue mir Filme und sogar Komplettlösungen von Computerspielen an. Daher habe ich in diesem Bereich keine Probleme mehr.

Rumänisch ist eine der Sprachen, die mich faszinieren. Ich habe aber Rumänien besichtigt und ich war nicht gerade begeistert. Unter anderem, Buchhandlungen und Bibliotheken in Rumänien sind durchwachsen. Außerdem geben Rumänen in der Europäischen Union am wenigsten für Kultur aus. Ich mag rumänische Musik, das reicht aber nicht aus. Daher beschloss ich, diese Sprache aus meiner Liste durchzustreichen. Es wäre allerdings nicht schwierig gewesen, sie zu lernen, weil sie der Gruppe der neulateinischen Sprachen gehört.

Ich wünschte, ich hätte eine gute Ausrede, um Ukrainisch zu lernen, denn diese Sprache gefällt mir sehr gut. Außerdem ist die Ukraine ein sehr großes Land, und ein Leben würde nicht ausreichen, um es vollständig zu erkunden. Das Land könnte ein großes Potenzial haben, insbesondere in meiner Branche, was die immer noch zu wenige dort angesiedelten erfolgreichen IT-Firmen teilweise beweisen. Es ist aber leider schwierig Geschäfte in Ukraine zu machen. Insbesonderes nach den letzten Ereignissen ist es unwahrscheinlich geworden, dass ich innerhalb meines Lebens die Ukraine in der Europäischen Union erleben werde.

Vor einigen Jahren habe ich Kiew besichtigt, und in diesem Jahr habe ich einen kurzen Ausflug nach Lemberg gemacht. Obwohl die russische Propaganda das Gegenteil behauptet, waren die meisten Konversationen, die ich in Lemberg gehört habe, auf Russisch und nicht auf Ukrainisch. Die meisten Filme im Fernsehen und die Musik, die man hört, sind auf Russisch. Auch die meisten Bücher in Buchhandlungen sind auf Russisch. In Ukraine ist die Arbeitssprache in vielen Branchen, einschließlich die IT-Branche, immer noch Russisch. Trotz meiner Vorliebe für die ukrainische Sprache, könnte ich es mir selber nicht rechtfertigen, wenn ich viel Zeit in das Lernen einer Sprache investieren würde, die nicht einmal in ihrem Ursprungsland weitgehend gesprochen wird.

Vor zwanzig Jahren hätte ich den ausgelacht, der mir gesagt hätte, dass er serbokroatisch lernen möchte. Warum die Sprache eines Landes lernen, wo ein grausamer Bürgerkrieg tobt? Der Krieg ist aber schon lange zu Ende. Letztes Jahr bin ich erst in Belgrad und dann bei einer Polyglottkonferenz in Novi Sad gewesen, und dieses Jahr war ich bei einem Kunden in Split. Mit Serbokroatisch (das jetzt zu einer polyzentrischen Sprache geworden ist, aufgeteilt in Serbisch, Kroatisch, Bosnisch und Montenegrinisch) bin ich schon früher in Kontakt gekommen und die Sprache hat mir gut gefallen - ich finde, sie ist eine der schönsten Sprachen in Europa.

Lohnt es sich überhaupt, Serbokroatisch zu lernen ? Das Gebiet des ehemaligen Jugoslawiens ist sehr  ausgedehnt und ein Leben würde nicht ausreichen, um es zu erkunden. Kroatien ist schon in der Europäischen Union, während Serbien, Montenegro und Bosnien in die europäische Wirtschaft integriert sind, daher ist es nur eine Frage der Zeit, bis auch diese Länder in die Europäische Union eintreten. Die Ukraine dagegen handelt immer noch vorwiegend mit Russland. Die IT-Branche macht auch in den Ländern des ehemaligen Jugoslawiens Fortschritte.

Und wie sieht es mit der Kultur aus ? Mir gefällt die serbokroatische Musik, und ich habe sogar ein Blog darüber erstellt. Obwohl sie sich gegenseitig bekämpft haben, hören die Völker im ehemaligen Jugoslawien die gleiche Musik - kroatische Sängerinnen treten in Serbien auf, und umgekehrt. Buchhandlungen und Bibliotheken sind gut gefüllt, und man kann viele Bücher in diesen Sprachen über IT und andere interessante Themen kaufen. Es gibt auch eine gute Auswahl an gehobenen Comics. In diesen Sprachen gibt es auch viele Filme, sowohl moderne als auch welche aus der Jugoslawien-Ära. Die Leuten dort bevorzugen aber ausländische Filme; heimische Filme findet man in Buchhandlungen nicht und sie werden im Fernsehen nicht gezeigt.

Daher habe ich mich entschlossen, im Juli ein paar Wochen in Zagreb zu verbringen, um Kroatisch zu lernen. Ich habe mir dort Kroatisch von einer privaten Lehrerin beibringen lassen, die mir von der Sprachschule "Sputnik" vermittelt wurde. Ich glaube, ich habe Fortschritte gemacht und ich hoffe, dass ich im nächsten Jahr wenigstens die Stufe A2 erreichen werde. Ich habe zwölf Bücher auf Serbisch und Kroatisch gekauft, Material zum Übern wird mir also nicht fehlen. Ich muss eher aufpassen, dass ich Kroatisch nicht mit den anderen slawischen Sprachen die ich lerne - Polnisch und Russisch - mische.  Darüber werde ich in einem anderen Post schreiben.

Mittwoch, 1. Juli 2015

DIe Welt braucht keine Helden, sondern Fachleute

Geralt mit Triss (links) und Yennefer

Über die Spiele „The Witcher 1“ und „The Witcher 2“ , und über ihren Hauptprotagonisten Gerald habe ich in einem vorherigen Post schon geschrieben. In der Zwischenzeit ist in Polen das Spiel „The Witcher 3„ veröffentlicht worden und darüber haben die Medien in Polen ausgiebig berichtet. Es hat Premieren in allen größeren polnischen Städten gegeben (die ich leider verpasst habe, weil ich auf Dienstreise war) und das Spiel ist schon vier Millionen mal verkauft worden. Jeder halbwegs patriotische Pole hat es schon gekauft, weil Spiele für Polen sind, was für Italiener Kleider und für Deutschen Autos sind: eine Quelle nationalen Stolzes, die man mit dem eigenen Geldbeutel unterstützen sollte.

Ich habe Wiedzmin 3 (wie es auf polnisch heißt) nicht gekauft. Ich würde viel zu lange brauchen, um das Spiel zu Ende zu spielen. Daher schaue mir lieber „Let´s play“ Videos an, in denen Spieldurchgänge gezeigt werden. Ich bekam, im Gegensatz zu „This War of Mine“, nicht die Lust, das Spiel selber zu spielen, weil „The Witcher“ nicht zu meinen beliebtesten Genres gehört. Mir gefallen eher Spiele, die dem Spieler eine große Bewegungsfreiheit geben. Aus diesem Gesichtspunkt ist „The Witcher 3“ für mich eine Enttäuschung gewesen, weil man sich nicht frei auf dem Kontinent bewegen kann, in dem die Geschichte verläuft, und nur einige Städte besichtigen kann. Es gibt viele Dialoge auf Polnisch, welche eine Auswahl verschiedener Optionen erlauben, was eine gute Übung für meine Sprachfähigkeit ist.

Das Universum von The Witcher ist ein Kontinent, der an ein mittelalterliches Europa angelehnt ist, auf dem fantastischen Kreaturen leben. Im Süden befindet sich das mächtige Reich von Nilfgaard samt seiner Vasallenstaaten, das teilweise an das Heilige Römisches Reich erinnert, und im Norden befinden sich die Königreiche wie Temeria, Redenia, Aediern und Kaedwen, freie Städte wie Novigrad und andere Völker wie die Elfen von Scoiatel. Während im Süden Frieden herrscht, ist der Norden viel wilder und gefährlicher, und tatsächlich sind eher in dieser Gegend Witchers aktiv. Sie ziehen von Dorf zu Dorf und werden angeheuert, um die Monster zu bekämpfen, die das Land verseuchen. Geralt, der Hauptprotaganist, reist niemals in den Süden, weil dort Witcher an der kurzen Leine gehalten werden.

Im Spiel „ The Witcher I“ hindert Geralt den Zauberer Salamander daran, seine Pläne zur Weltherrschaft zu realisieren, während im Königreich von Temeria ein Bürgerkrieg zwischen Menschen und anderen Rassen tobt. In „ The Witcher II“ wird Geralt zu Unrecht des Mordes am König von Temeria beschuldigt, und um seine Unschuld zu beweisen setzt er sich auf die Spur einer Witcherbande, die alle Könige der nördlichen Königreiche ermorden möchte. Am Ende schafft es deren Anführer, die Schuld an den Königsmörden der Magierinnenloge in die Schuhe zu schieben, aber in Wahrheit haben die Mörder ihren Auftrag von Nilfgaard bekommen.

Die Witcher-Bücher erzählen die Geschichte zweier blutiger Kriege zwischen dem Reich im Süden und den Königreichen im Norden. Nach dem Ende des ersten Krieges eroberte Nilfgaard das Königreich von Cintra, in dem zweiten wurde aber das Reich von einer starken Koalition geschlagen und musste auf weitere Expansionspläne verzichten. Im Laufe des Spieles Witcher 3, das sich einige Jahre nach den Ereignissen in den Büchern abspielt, tobt ein weiterer, dritter Krieg, in dem das Reich von Nilfgaard die Königreiche Aedirn und Temeria schon erobert hat, und ist dabei Redania anzugreifen, die auch expandiert hat und zu einem ernstzunehmenden Gegner geworden ist. Gerald stand lange zu Diensten beim Königreich von Temeria, im Witcher 3 arbeitet er aber für den Kaiser von Nilfgaard und macht sich auf die Suche nach seiner Tochter, Ciri, die Geralt selber erzogen hatte.

Auch in „The Witcher 3“ ist ein böser Magier am Werk, der „Wilde Jäger“, der von Geralt besiegt werden muss. Im Spiel gibt es auch viele Seitenquests, aber auch noch ein zusätzliches, wichtiges Ziel für Geralt: wieder mit seiner ersten und großen Liebe Yenefer zusammenfinden, die er aber in den vorherigen Spielstaffeln vergessen hatte. Er zog in der Tat die Gesellschaft der Magierin Triss vor, und scheute sich nicht davor, ab und zu eine angenehme Stunde mit den Damen zu verbringen, denen er in seinen Abenteuern begegnete. Tatsächlich hat Gerald unglaublich viel Erfolg bei Frauen, und ein zusätzliches Ziel des Spiels ist so viel Frauen wie möglich zu „sammeln“, unabhängig davon, ob sie Prostituerte, Nonnen oder Magierinnen sind. Jede erfolgreiche Verführung wird mit Spielpunkten belohnt, und dabei wird eine explizite sexuelle Szene gezeigt, die bezweifeln lassen kann, dass das Spiel in dem ach so katholischen Polen realisiert wurde.

Was ist die wichtigste Botschaft vom Spiel „The Witcher 3”? Es ist das Motto des Spiels : "Die Welt braucht keine Helden, sondern Fachleute". Gerald besiegt konsistent die Monstern nur deswegen, weil er Mutationen ausgesetzt wurde, viele Jahre lernte und intensiv an seinen Fähigkeiten arbeitete. Manchmal muss er die Fehler von Leuten beheben, die als Helden gelten wollen, aber keine Ahnung haben, wie sie vorgehen sollten. Es ist auch in der Wirklichkeit oft so: Wenn man etwas nicht kann, sollte man es eher den Fachleuten überlassen und von ihnen lernen. Ich glaube, ich werde das Motto von Geralt übernehmen.